Zu Gast bei Dr. Mandjou
- Sandra van Edig
- 18. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Ein Holzverschlag hinter dem Markt und mit schwarzen Stift auf ein weißes Schild den Namen gemalt: Dr. Mandjou. Eine Frau mittleren Alters sitzt auf der Bank vorm Eingang und wartet, ein junger Mann mit verbundenem Bein hat eben dies neben sie hochgelegt. Wir grüßen uns, die Frau nickt auf den Eingang. Das bedeutet wohl soviel wie, ja er ist da. Wir treten in den kleinen Raum. Es ist dunkel und die Augen müssen sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Viele Holzrinden liegen in der Ecke, Blätter und Zweige trocknen an den Wänden des kaum 3m2 großen Raums. Hörner von Antilopen und Hammeln sind über der Tür befestigt. Dann ist er plötzlich da der Meister, Dr. Manjou. In kleiner Statue mit einem Filzhut in Form eines Cowboyhut steht er vor uns und lächelt uns an. Er trägt ein dünnes graues abgetragenes Gewand. Sein rechtes Auge ist verschlossen. Er ist einäugig. Aus dem anderen Auge blinzelt er uns neugierig an. Was wollen die Fremden von ihm? Ich beginne nach bester Journalistenart, wir seien zu Besuch in Eseka, hätten viel von ihm gehört, ob er uns etwas über sich erzählen kann?
„Ich bin Medizinmann, mein Vater war Heiler und mein Großvater und so weiter. Seit Generationen sucht unsere Familie im Wald nach Kräutern und Heilpflanzen, schält Rinde von den Bäumen, beobachtet die Tiere und folgt ihrem Wissen, um die Medizin für die Menschen zusammenzustellen!“ Er blickt in die Runde, ich und meine beiden Begleiter, wir sind beeindruckt. Er strahlt so viel Mystik und Wissen aus. „Wenn ein Patient schwer krank ist, dann suchst du ein Totemtier,“ fügt er wissend hinzu, „ z.B. eine Antilope oder ein Stachelschwein, dem spritzt du das Blut des Kranken oder gibst ihm das Essen des Kranken. Das Tier wird krank. Es will sich heilen. Es wird in den Wald gehen, um die richtigen Kräuter zu finden, Du folgst ihm, beobachtest, manchmal dauert es Tage, manchmal Wochen: dann pflückst du die Kräuter, schabst die Rinden, die das Tier gefressen hat und bereitest es auf, um es dem Patienten zu verabreichen. So heilen wir hier unsere Kranken! Ich heile alles!“ fügt Doktor Mandjou offenherzig hinzu. Die Frau auf der Bank, die unserer Konversation aufmerksam gefolgt ist, nickt!
Der Heiler nimmt eine Rinde in die Hand und zeigt sie uns. „Das ist für guten Schlaf!“ wir riechen an der Rinde und sind bezaubert vom Wohlgeruch. Langsam überzeugt von seiner Kenntnis sprechen wir von unseren kleinen Wehwehchen, die von diverser Natur sind. Der Heiler bewegt sich flink im Raum, sammelt ein paar Rinden auf, holt eine Flasche braunen Inhalts von einem Brett. Ein vorgemischtes Gebräu, zweimal täglich morgens und abends. Aus einer Tüte holt er ein Fett, es riecht gut, wie Myrre. Zwei Salbendöschen ergänzen unsere Medizin. Gut eingedeckt mit den Kräften der Natur des nahen Regenwaldes und voller neuer Erkenntnisse verabschieden wir uns von Dr. Mandjou und seinen anderen Patienten und treten unsere Heimreise an.

Epilog: Schlafen tun wir seither hervorragend!“



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